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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 135

1822 - Berlin : Reimer
135 Natur-Schilderungen. Und von den Halmen blast kein Sylphe, Ern Blüthenblättchen los; Nur heil'ges Schweigen herrscht. Hier rinnet ohne Laut die Quelle, Und in des Wassers Spiegelhelle Beschaun sich unbewegt Die saftgen Sprossen gelber Weiden; Sie müssen die Erquickung meiden, Weil sich kein Lüftgen regt, Das sie zum Bade zieht. Und droben ziehn in stiller Feier Die Sterne, wallt in blassem Schleier Der Mond auf mattem Blau; Dort auf den frisch gemähten Wiesen Sey ich schon Nebel'sich ergießen ; Schon perlt der Abenvthau Auf dunkeln Moos und Gras. Wie? waltet nichts als Ernst und Stille? Begrüßt selbst die geschwätzge Grille Heut nicht den Abendstern? Sieh! dort seh ich die Haseln nicken — Ein schlankes Neh mit scheuen Blickess Naht leise nur von fern, Und sieht mich fragend an F. Kind. 20. Herbstlied. Die Myrthe blüht, die saft'ge Pfirsich reifet, Die Traube schwillt, die schwarze Maulbeer win Das nackte Feld — vom kühlern West bestreifet, Mit dem der Thau des Himmels sichtbar sinkt — Liegt öd' und still. Zu lichgewordnen Zweigen Beginnt der Herbst, der ernste! sich zu neigen. Uno fast verstummt sind froher Sänger Lieder; Der Kranich weilt in Nordens Len§ nicht mehr! Er wählte längst dès Aethers Thore wieder, dnu c

2. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 255

1822 - Berlin : Reimer
255 Poetische Lesestücke. Schwarz, in mitternächtlich düsterm Schatten, Starrt vor ihm ein riesig Luftgebild; Hingestreckt, gleich ihm, auf Felsenplatten, Hebend sich, wie er so starr und wild. Schauder hemmt des Unerschrocknen Regen, Aber, schnell ermannt, ruft er ihm zu: „Nenne Dich!" Und langsam tönt's entgegen, Dumpf wie Geisterstimmen — „Ich bin Du! " "Bei Philipp! sehen wir uns wieder;" Rauscht Vas Schreckenbild — und versinkt in Nacht; Ahndungsschauer durch des Feldherrn Glieder Haucht des Orkus schadenfrohe Macht. Schnellen Schritts, hin, wo die Krieger rasten, Dränget unaufhaltsam das Geschick, Dessen Schlagenbande ihn eng' umfaßten, Den vom Wahn geblendeten zurück. — Und die Tuba läßt er mächtig tönen, Und der Bruderfeldherr eilt heran; Tausende von Roma's ächten Söhnen Sammeln sich am weiten Uferplan. Alle treibt des Feldherrn strenger Wille, Dicht gedrängt im schnell gezognen Kreis, Ste-n sie in erwartungsvoller Stille, Horchend auf des Führers Macktgeheiß. La beginnt „Zum Kampf für Roma's Rechte! — Brutus. Auf! die heilige Freiheit siegt. „Noch ist uns das Ziel; die ew'gen Mächte „Künden, daß die Tyrannei erliegt, „Bei Philipp! ward mir Sieg verheißen, „Dort, Gefährten, winkt der blut'ge Streit; , Hier, dem Feinde der Freiheit zu entreißen „Was er frech dem Knechtschastsioch geweiht." „Aber eh' zum ernsten Kampf wir eilen, „Weihet euch dem schönen Frciheitstod: „Denn, erliegen unter Feindespfeilen, „Rühmlich ist's, wenn Schmach dem Krieger droht. „Sie-

3. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 42

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
42 Erster Abschnitt. nenié völlig unbekannt. Kein Völkerstamm wußte die Vortheile zu benutzen, welche die Natur auch in dieser Hinsicht dargeboten hatte. Zwei Arten em¿ heimischer Rinder weiden in den Grasfluren von West-Canada, und um die kolossalen Trümmer des Azteken-Pallastes, der, ein amerikanisches Pal- myra., sich verlassen in der Einöde am Gyla-Flusse erhebt. Der langhörnige Mouflon, der Stammva- ter- des Schaafes, schwärmt auf den dürren und nackten Kalkfelsen von Californien umher. Der süd- lichen Halbinsel sind die kameelartigen Vicunnas, di«? Alpacas und Lamas eigenthümlich. Aber ale di ese nutzbaren Thiere haben, das Lama abgerechnet, Jahrtausende lang ihre natürliche Freiheit bewahrt. Denn Genuß von Milch und Käse ist, wie der Besitz und die Kultur mehlreicher Grasarten, ein charak- teristisches Unterscheidungszeichen der Nationen des alten Welttheils. — Blieb das Hirtenleben, diese wohlthätige mittelste Stufe, welche nomadische Jä- ger-horden an den grasreichen Boden fesselt, und gleichfalls zum Ackerbau vorbereitet, den Urvölkern Amerikas unbekannt; so liegt in dieser Unbekar.nt- fchafr selbst der Grund von der Menschenleere der Südamerikanischen Steppe. Desto freier haben sich m ihr die Naturkräfte in mannichfaltigen Thierge- stalten entwickelt; srei, und nur durch sich selbst beschränkt, wie das Pflanzenleben in den Wäldern am Orinoco, wo dem riesenstämmigen Lorbeer nie die verheerende Hand des Menschen, sondern nur der üppige Andrang schlingender Gewächse drohet. Agutis, kleine buntgefleckte Hirsche, gepanzerte Armadillo, welche rattenartig den unterirdischen Haasen in ferner Höhle aufschrecken; Heerden trä- ger Chiguires, schön gestreifte Viverren, welche die Luft verpesten; der große ungemähnte Löwe; brasilianische Tiger, die den jungen selbst erlegten Stier am Hügel aufwärts schleppen — diese und viele andere Thiere durchirren die baumlose Ebe- ne. — Fast nur ihnen bewohnbar, hätte sie keine der nomadischen Völkerhorden, die ohne dies (nach indischer Art) die vegetabilische Nahrung vorziehen-

4. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 43

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Natur- und Länderbeschreibung. 45 fesseln können, stände nicht hie und da die Facher- Palme zerstreut umher. Weit berühmt sind die Vor- züge dieses wohlthätigen Lebensbaumes. Er allein ernährt am Ausflüsse des Orinoco die unbezwungne Nation der Guaraunen. Hängematten, ausüben Blattstielen dieser Palme gewebt, spannen sie künst- lich von Stamm zu Stamm, um, wahrend in der Regenzeit das Delta überschwemmt ist, nach Art der Assen auf den Daumen zu leben. Diese schweben- den Hütten werden theilweise mit Letten bedeckt. Auf der feuchten Unterlage schüren die Weiber zu häuslichen Bedürfnissen Feuer an. Wer bei Nacht auf dem Flusse vorüber fahrt, sieht die Flammen hoch in der Luft. Die Guaraunen verdanken die Erhaltung ihrer Unabhängigkeit dem lockeren Moor- boden, über den sie leichtfüßig fortlaufen, und ih- rem Aufenthalt auf den Baumen, dieser hohen Frei- statt, welche sie vor jedem Angriff sichert. Aber nicht bloß sichere Wohnung, auch mannich- faltige Speise gewährt diese Palme. Ehe auf der männlichen Panne die zarte Blüthenscheide aus- bricht, enthält das Mark des Stammes ein sago- artiges Mehl, welches in dünnen brotartigen Schei- den gedörrt wird. Der gegohrne Saft des Baumes ist der süße berauschende Palmenwein der Guarau- nen. Die frischschuppigten Früchte, welche röth- lichen Tannenzapfen gleichen, geben, wie Pisang und fast alle Früchte dieses Himmelsstrichs, eine verschiedenartige Nahrung, je nachdem man sie nach völliger Entwicklung ihres Zuckerstoffes, oder früher im mehlreichen Zustande genießt. So finden wir auf der untersten Stufe menschlicher Geistesbildung (gleich dem Infekt, das auf einzelne Blüthentheile beschränkt ist) die Existenz eines Völkerstammes an einen einzigen Baum gefesselt. Seit der Entdeckung -es neuen Continents ist dir Ebene dem Menschen bewohnbar geworden. Um das Verkehr zwischen -er Küste und der Guayana zu erleichtern, sind selbst hie und da Städte an den Steppenflüffen erbaut. Fern von ihnen hat überall Viehzucht in dem uner-' westlichen Raume begonnen. Tagereisen von ein-

5. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 23

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
25 Natur - und Länderbeschreibung. - er Lander, die reichlich und vielfach von der Natur ausgesteuert sind, durchwandert ist, darf er feine Erwartungen für schönere, erhabenere Naturfcenen mit Grund befriediget zu sehen glauben. — Peru ist das Land der schönsten, erhabensten, aber zugleich majestätisch-schrecklichsten Natur. Auch konnte nur allein eine solche Lage ein solches Land hervorbrin- gen. — Eine Fläche, welche theilweise gegen zehn- tausend Fuß über das Meer erhaben ist, von fast noch einmal so hohen Gebirgen überlaufen, dabei unter der lothrechten Sonne! — Wenn man aus den Hafen Gujaguil und Manta nach Quito ge- gen die Cordilleren hinaufsteigt, was für Abwech- selung von Scenen, was für Contraste der gesamm- ren Natur durchlauft der Blick! Nachdem man den Sand der Ufer verlassen hat, wandelt man in kaum durchdringlicher Waldung, und die Aequatorial- Sonne treibt aus dem schlammigen Boden eine un- übersehbare Pflanzenwelt üppig hervor. Die mei- sten Pflanzen des Isthmus zeigen sich auch hier; dann mehrere Arten Federn, der Baumwollenbaum, das Eisen- und Ebenholz, der hohe zu Masten so brauchbare Marienbaum mit der weißen Rinde, mehrere treffliche Palmen breiten ihre Wurzeln fast nur über die Oberfläche des Erdreichs hin, und werden durch die Ranken vieler Schmarotzerpflan- zen und mächtiger Lianen unter einander gleichsam verkettet» Verschiedene derselben bot die Natur dem Menschen zu wichtigen Vortheilen dar. So die be- rühmte Hypecacuanha, sd die Vanille u. a. — wr- ter diesen dichten Schatten sprossen die mannichfal- trgen Pilze, Moose und Rohrarten hervor. Einige der letztem, z. B. das Bambusrohr, erreichen oft eine Höhe von 20 bis 50 Fuß; es dient dann zum Hausbau der Bewohner. — Eben so schwelgerisch und mannichfaltig ist auch die thierische Schöpfung. - — Hier häufet der Jaguar, der Ozelot, dieiaqua- rette, der Puma und andere furchtbare Thierarten der neuen Welt. — Heerden von Affen und Papa- geien betäuben das Ohr durch ihr Schreien und Plaudern. Die Toücane mit den. monströsen zum

6. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 37

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
57 Natur - und Länderbsschreibung. dieses ihm hingeworfene Aas, wird betäubt, und von den herbeieilenden Indiern erschlagen. Indeß' ist das Thier so stark, daß oft eilt Mensch bei diesem Kampfe mit den Flügeln zu Boden geschlagen wird. Iv. Ueber die Steppen und Wüstelt. (Aus Humboldts Ansichten der Natur ir Bd.) Am Fuße des hohen Granitrückenswelcher im Iugendalter unseres Planeten bei Bildung des An- tillischen Meerbusens dem Einbruch der Master ges- trotzt hat, beginnt eine weit unabsehbare Ebene. Wenn man die Bergthäler von Carraccas, und den inselreichen See Tacarigua 0, in dem die nahen Pisangstamme sich spiegeln; wenn man die Fluren, welche mit dem zarten Grün des thaitischetr Zucker- schilfes prangen, oder den ernsten Schatten der Cacaogebüsche zurückläßt: so ruhet der Blick in Süden auf'steppen, die, scheinbar ansteigend, in schwindender Ferne den Horizont begrenzen. Aus der üppigen Fülle des organischen Lebens tritt der Wanderer betroffen an den öden Rand einer pflan- zenleeren Wüste. Kein Hügel, keine Klippe erhebt sich iltselförmig in dem unermeßlichen Raume. Nur hier und dort liegen gebrochne Flötzschichten von zweihundert Quadvatmeilen Oberflache, bemerkbar höher, als die angrenzenden Theile. Banke 2) nen- nen die Eilrgebornen diese Erscheinungen, gleichsam im Geist der Sprache den alten Zustand der Dinge ahnend, da iene Erhöhungen und Tiefen, die Step- pen selbst aber der Boden eines großen Mittelmee- res waren. Noch gegenwärtig ruft oft nächtliche Täuschung diese Bilder der Vorzeit zurück. Denn wenn im raschen Aufsteigen und- Niedersinken die leitenden Gestirne den Saum der Ebene erleuchten; oder wenn sie zitternd ihr Bild verdoppeln 3), in der unternschicht der wogenden Dünste, glaubt man den küstenlosen Ocean vor sich zu sehen. Wie dieser erfüllt die Steppe das Gemüth mit dem Ge-

7. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 38

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
58 Erster Abschnitt. fühl der Unendlichkeit. Aber freundlich zugleich ist der Anblick des klaren Meeresspiegels, indem sich die leichtbewegliche sanft aufschäumende Welle kraus felt. Todt und starr liegt die Steppe hingestreckt, wie die nackte Felsrinde eines verödeten Planeten. In allen Zonen bietet die Natur das Phänomen dieser großen Ebenen dar; in jeder haben sie einen eigenthümlichen Charakter; ein Physiognomie, die durch die Verschiedenheit ihres Bodens, durch ihr Klima und durch ihre Höhe über der Oberfläche des Meeres bestimmt wird. Im nördlichen Europa kann man die Heideländer, die, von einem einzigen, alles verdrängenden Pflanzenzuge 4) bedeckt, von der Spitze von Jütland sich bio an den Ausfluß der Schelde erstrecken, als wahre Steppen betrachten; aber Steppen von geringer Ausdehnung und hoch- hüglicher Oberfläche, wenn man sie mit den Llanos und Pampas von Südamerika, oder gar mit den Grasfluren am Missury 5) vergleicht, in denen der rottige Bison und der langhörnige Moschusthier um- yerschwarmen. Einen größern und ernstern Anblick gewähren die Ebenen im Innern von Afrika. Gleich der weiten Flache des stillen Ozeans hat man sie erst in neueren Zeiten zu durchforschen versucht. — Theile eines Sandmeers, welches fruchtbare Erd- striche von einander trennt, oder inselförmig ein- schließt, wie die Wüste am Vasaltgebirge Harutsch 6), wo in den dattelreichen Oasis von Siwah die Trüm- mer des Ammon-Tempels den ehrwürdigen Sitz früher Mcnschenbildung bezeichnen. Kein Thau, kein Regen benetzt diese öden Flachen, und entwik- kelt im- glühenden Schooß der Erde den Keim des Pflanzenlebens. Denn heiße Luftsäulen steigen überall aufwärts, lösen die Dünste, und verscheuchen das vcrübereilende Gewölk. — Wo die Wüste sich dem atlantischen Ozean nähert, wie zwischen Darah und dem weißen Vorgebürge, da strömt die feuchte Mee- resluft hin, die Leere zu füllen, welche durch wne senkrechten Winde erregt wird. Dort erquicken kühle Weste den hügellichen Rand der Wüste. Selbst wen» der Schiffer durch ein Meer, das wiesenartrg mit

8. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 41

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Natur- und Länderbeschreibung.- 41 Gegenwart fesselnd, liegt dieser Erdwinkel 6a, ein wilder Schauplatz des freien Thier- und Pflanzen- lebens. Diese Sceppe nimmt einen Raum von 14,00a Quadratmeilen ein. Aus geographischer Urkunde hat man sie oft als ununterbrochen bis an die ma- gellanifche Meerenge fortlaufend geschildert, nicht eingedenk der Bergjoche, welche die Andeskette öst- lich aussendet, und welche die waldige Ebene des Amazonenflusses gegen Norden und Süden von den Grassteppen des Appure - und la Plata-Stromes scheiden. Die letztern, die Pampas von Buenos- Ayres, übertreffen jene (die Llanos) breimal an Flächeninhalt. Ja ihre Ausdehnung ist so wunder- voll groß, daß sie auf der nördlichen Seite durch Palmengebusche begranzt, und auf der südlichen fast mit ewigem Eife bedeckt sind. — Der Cafuarähn- liche Touyou ist diesen Pampas eigenthümlich, wie die Colonien verwildeter Hunde, welche gesellig in unterirdischen Höhlen wohnen; aber oft blutgierig den Menschen anfallen, für dessen Vertheidigung ihre Stamnrväter kämpften. Gleich der Wüste Zaara liegen die Llanos, oder die nördlichsten Ebe- nen von Südamerika, in dem heißen Erdgürtel. Dennoch erscheinen sie in jeder Hälfte des Jahres unter einer verschiedenen Gestalt; bald verödet, wie das Lybische Sandmeer, bald eine Grasflur, wie die hohe Steppe von Mittelasien. — Wenn gleich die Südamerikanische Steppe eine dünne Rinde fruchtbarer Erde hat, und periodisch durch Regen- güsse getränkt, und mit üppig aufschießendem Grase geschmückt wird; so hat sie doch die angränzenden Völkerstämme nid>t reizen können, die schönen Berg- thäler von Caraccas, oder das Meeresufer, oder die Flußwelt des Orinoco zu verlassen, um sich in dieser bäum- und quellenleeren Einöde zu verlieren. Daher ward sie auch bei der Ankunft europäischer und afrikanischer Ansiedler fast menschenleer gefun- den. Zwar sind die Llanos zur Viehzucht allerdings geeignet, aber die Pflege milchgebender Thiere war den ursprünglichen Einwohnern des neuen Conti-

9. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 45

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Natur - und Länderbeschreibung. 45 ganz verdampften Lache zu errathen. Bedächtiger und verschlagener suchen die Maulthiere auf andere Art ihren Durst zu lindern. Eine kugelförmige, und dabei vtelrippige Pflanze, der Melonen-Cactus, verschließt unter seiner stachlichten Hülle ein wasser- reiches Mark. Mit dem Vorderfuße schlagt das Maulthier die Stacheln seitwärts, und wagt es dann erst die Lippen behutsam zu nähern und den kühlen Disielsaft zu trinken. Aber das Schöpfen aus dieser lebendigen vegetabilischen Duelle ist nicht immer gefahrlos; denn oft sieht man Thiere, welche von Cactusstacheln am Hufe gelähmt worden. Folgt endlich auf die brennende Hitze des Tages die Küh- lung der gleich langen Nacht, so können Rinder und Pferde selbst dann nicht ruhen. Ungeheure Fleder- mäuse verfolgen sie während des Schlafes, saugen ihnen vampyrartig das Blut aus, und hängen sich an dem Rücken fest, wo sie eiternde Wunden erre- gen, in denen Mosquitos, Hippoboscen und eine Schaar stechender Insekten sich ansiedeln. So füh- ren die Thiere ein schmerzenvolles Leben, wenn vor der Gluth der Sonne das Wasser auf dem Erdboden verschwindet. — Tritt endlich nach langer Dürre die wohlthätige Regenzeit ein; so verändert sich plötzlich die Scene in der Steppe. Das tiefe Blau des bis dahin nie bewölkten Himmels wird lichter. Kaum erkennt man bei Nacht den schwarzen Raum im Sternbild des südlichen Kreuzes. Der sanfte phosphorgrtige Schimmer der Magellanischen Wol- ken verlischt. Selbst die scheitelrechten Gestirne des Adlers und des Schlangentragers leuchten mit zit- terndem, minder planetarischem Lichte. Wie ein entlegenes Gebirge erscheint emzelnes Gewölk im Süden. Nebelartig breiten die Dünste sich über den Zenith aus. — Den belebenden Regen verkündigt der ferne Donner. Kaum ist die Oberfläche der Erde benetzt; so überzieht sich die duftende Steppe mit Kylingien, mit vielrispigen Paspalum und mit mannichfaltigen Gräsern. Vom Lichte gereizt ent- falten krautarckge Mimosen die schlummernden Blat- ter, und begrüßen die aufgehende Sonne, wie der

10. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 113

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Erzählungen. 113 wandelten die beiden Könige unter dem duftenden Schatten des hohen Waldes einher, und Hiram freute sich der weisen Reden des Königs von Israel. — Unten aber zu ihren Fußen lagen weit umher die Länder und blühcten in Frieden. Denn Salomo und Hiram hatten einen Bund gemacht und waren Freunde; so waren auch ihre -Völker Freunde unter einander. Und die Könige standen still und schaueten in die Ferne. Da ging Hiram, dem Be- herrscher von Tyrus, das Herz auf, und er sprach zu Salomo: O wohl uns, daß wir Freunde sind! Stehen wir nicht auch wie die Cedern auf unsern Höhen, und unsere Völker um uns her? Da ant- wortete Salomo und sprach: Wohl nennet man die Ceder mit Recht den königlichen Baum. Er ist der höchste von allen und seine Gestalt ist voll Majestät. Er wächset auf der Höhe des Gebirges, aus den Wolken trinkt er, und bedarf nicht des Baches, der seinen Fuß netze. — Seine Wurzel umjusset die Felsen der Erde, und er tauchet sein Haupt in dre Blaue des Himmels. Jahrhunderte hat der Sturm um diese Wipfel getobt, und der Donner um die Stirn des ernsten Waldes gerollt. Aber er siehet unerschüttert, frei wie ein Gott, und ohne die Be- dürfnisse des niedern Thales. Darum heißet er auch ein Baum Gottes, den Iehovah gepflanzt hat — und stehet ein Bild den Gesalbten des Höchsten. Eines nur fehlet ihm, sagte Hiram, — die duftende Blüthe und die nährende, erquickende Frucht. Da lächelte Salomo und sprach: Redest du im Scherz, Hiram, oder als der Beherrscher des gewinnenden Volkes? Duftet denn nicht die ganze Ceder? — Und wozu der hochragenden Königin des Gebirges die erquickliche Frucht? Trägt sie nicht den kühnen Seefahrer durch die schäumende Woge? Wölbet sie nicht die Pallaste der Fürsten? Und bald, Hiram, wird sie auf Sion stehen, ein Tempel Jehovahs. — Mein Freund, es giebt edlere Früchte, als welche -er Gaumen verlangt. H Ii.
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